Der letzte Akt unseres großen Gesangsprojektes 2023 stand unter einem guten Vorzeichen, denn ...
bereits die Generalprobe am 2. November von 13.30 bis etwa 20.15 Uhr bestätigte einerseits die exzellente Akustik im großen Saal des Festspielhauses und die Professionalität der gesamten Abwicklung aber auch die optimale Vorbereitung des Chores in musikalischer Hinsicht auf das Großereignis andererseits. [Dazu mehr in den früheren Projektberichten Teil 1, Teil 2 und Teil 3.] So konnten die letzten Feinschliffe betreffend Programmablauf und elektroakustische Abstimmungen in aller Ruhe und bei guter Stimmung aller Beteiligten erfolgen, sodass die Vorfreude auf ein großartiges Erlebnis am nächsten Abend noch einmal gesteigert wurde.
Diese Vorfreude sollte sich am Freitagabend als durchaus berechtigt erweisen, als sich etwa um 19.40 Uhr – wegen des großen Besucherandranges ein wenig verspätet – der Vorhang im großen Saal des Bregenzer Festspielhauses hob und der Trillerpfiff des jungen Wäldarbähle-Schaffners Lorenzo die nostalgische Lok auf einer riesigen Leinwand im Hintergrund in Bewegung versetzte. Dazu lieferte Drummer Thomas Fend das Geräusch des immer schneller werdenden Dampfturbinenantriebes, ehe auch die anderen Instrumente der Band (Rolf Aberer – Bass, Ivo Bonev – Keyboard, Norbert Dehmke – Saxophon und Thomas Ruez – Gitarre), der Klangwolke Farbe verliehen und den nun einsetzenden Chören die richtige Tonhöhen vorgaben. So erklangen die ersten fünf Strophen des „Wäldarbähle“ in abwechselnder Beteiligung des SUPERAR-Kinder- und des Bregenzer Männerchores unter der Leitung von Michael Schwärzler.
Daraufhin betraten die Moderatorin Kaija Ledergerber und ihr Kollege Marc Vogel die Vorbühne und holten einen ersten tosenden Applaus für die beiden Chöre und die Band ab. Sie begrüßten das äußerst zahlreich erschienene Publikum, ganz besonders den Hausherrn Bürgermeister Michael Ritsch und Kulturstadtrat Michael Rauth sowie den Obmann des Chorverbandes Vorarlberg, Axel Girardelli, mit all den anwesenden Mitgliedern Vorarlberger Chöre. Ein herzlicher Willkommensgruß an die Vertreter/innen der Vorarlberger Medien fehlte ebenso wenig wie die Begrüßung aller Sponsoren und Gönner des Bregenzer Männerchores. In weiterer Folge gab es von den beiden Moderatoren jeweils einführende Worte zu den Liedern und Songs des Abends, so zum Beispiel zum „Käsleod“ – vorgetragen von der Vorarlberger Musikerlegende Ulli Troy mit Refrain-Unterstützung durch den BMC:
Jo bringod mear an Rongga Käs vom liaßa und vom räßo.
Eatz beassors wüsst I wearkle nüd zum Gnüßo und zum Easso.
Während im Hintergrund Bilder aus der Bergkäseproduktion gezeigt wurden, hoben neun Kinder des Superarchores Texttafeln zur Übersetzung der wälderischen Sennereibegriffe – eine Darstellung, die wohl all unsere Gäste aus dem Bregenzerwald zum Schmunzeln gebracht haben dürfte.
Mit den nachfolgenden Liedern „Uf da Berga“, „Brunella“, „Strubobuobo“ und „As dunklat ond’ra Bänka“ brachte der BMC vier traditionelle Vorarlberger Volkslieder in gewohnt vierstimmigem Satz zum Vortrag, also Tenor 1 und 2 sowie Bass 1 und 2. Mancherorts soll dabei im großen Saal leises Mitsingen oder -summen zu hören gewesen sein. Zum Lied „Uf da Berga“ spielte Manuel Zagrajsek auf seinem Alphorn eine stimmige Ein- und spätere Überleitung, als nach der dritten Strophe der Chor verstummte, um den mahnenden Worten zur menschengemachten Bedrohung der (alpinen) Natur – gesprochen von Augustin Jagg – Aufmerksamkeit zu verschaffen:
„Ich schmolz die Gletscher – während ich sie voll Andacht überflog,
bestaunte Alpenglühn beim Après-Ski, sah Berge wie sie stürzen, im großen Wandel.
Das ewige Eis wird endlich – und ich frage mich: Werden unsere Kinder noch unsere Lieder singen?“
Der Chor beendete das Lied mit seiner vierten Strophe und freute sich über die spürbare Anerkennung durch das Publikum. Während „Brunella“ und „Strubobuoba“ a capella vorgetragen wurden, war beim Lustenauer Lied „As dunklat ond’ra Bänka“ wieder die Band im Einsatz und die Solistin Luzia Richter gab durch ihr ein- und überleitendes Zitherspiel die Stimmung für den Chor vor, der von seinem Dirigenten sicher durch die dynamischen Wendungen des Liedes geführt wurde. Im deutlichen Kontrast zu diesen getragenen Liedern der alten Schule ging die Post beim nachfolgenden „Strumpfbandgürtelblues“ von Michael Köhlmeier und Reinhold Bilgeri aus den 70er Jahren so richtig ab. Die bekannt frivole Textvorgabe des im Shuffle-Rhythmus getakteten Blues wurde während der Chor- und Banddarbietungen illustriert durch ebensolche Einlagen der „innerBallerinas“ der neuen Tanzschule „DevelopDance“ aus Bregenz unter der Leitung von Tanzpädagogin Carina Huber.
Weniger frivol ging es weiter mit dem nächsten Auftritt des SUPERAR-Kinderchores unter der Leitung von Verena Hetke, der das Lied „In Vorarlberg“ von Richard Franz zum Besten gab. Der große Applaus des Publikums blieb für diese Solodarbietung des Kinderchores ebenso wenig aus wie für den folgenden Gemeinschaftsauftritt beider Chöre und der Band mit dem Klassiker „I Muetters Stübele“ sowie für „Müsle gang ga schlofa“, das jeder Vorarlberger – ob jung oder alt – einmal gesungen oder zumindest gehört haben sollte. Im Falle von „Ghörig“, einem Rap Song des Hip-Hop Duos „Penetrante Sorte“ dürfte dies nur auf Jugendliche zutreffen, die sich regelmäßig in YouTube tummeln und zu jenen gehören, die „Ghörig“ schon über 300.000 mal angeklickt haben. Die Interpretation dieses Songs durch Philipp Lingg in Verbindung mit einem gut 50 Mann starken Chor als Backup Sänger war jedenfalls eine Premiere, die Beachtung verdient:
[Hook* | BMC]
Ghörig, wenn denn machamas ghörig, wenn scho, denn scho ghörig
Wenn denn machamas ghörig (genau so)
Ghörig, wenn denn machamas ghörig, wenn scho, denn scho ghörig
Wenn denn machamas ghörig.
[* Unter der "Hook" ist im Rap der Refrain zu verstehen. Das Element an dem der Song hängt. Mit dem Begriff "Hookline" wird speziell auf die eingängige Melodie oder wiederholte Textzeilen verwiesen, die einen hohen Wiedererkennungswert hat und die Grundlage des Stücks bildet.]
Der Auftritt des Neo-Rappers Phil Lingg verfehlte durch seine humorvolle Art nicht ihre Wirkung und der wiederkehrende BMC-Hook unterstrich das stetige Streben des Chores nach Verbesserung seines gesanglichen Ausdruckes … halt g’hörig !!! Aber Philipp hatte noch mehr zu sagen und zu singen. Mit „Bottox oder dem Lied über was denn Schönheit sei“ traf er wohl einen Nerv, sei es jenen, der die Lachmuskeln anregt oder jenen, der bei einer Hautstraffungs-OP zu kurz geraten ist. Kurzum, etwas zum Schmunzeln für jedermann und jedefrau.
Damit endete der erste Teil des Konzertabends und anstelle einer Pause wurde jetzt bei geschlossenem Vorhang von den beiden Moderatoren mit dem ersten Vorstand Kurt Deuring und dem Chorleiter des BMC Michael Schwärzler ein Interview geführt, bevor es zur Übergabe der neuen BMC-CD „Bi Bluest und Is“ an Bürgermeister Michael Ritsch und Kulturstadtrat Michael Rauth kam.
Der zweite Teil des Abends schloss nahtlos an die CD-Präsentation an und zwar in Vollbesetzung beider Chöre und der Band, die nun „Oho Voradelberg“, den Köhlmeier-Bilgeri Erfolgstitel aus 1974, anstimmten. Der Spaß an diesem amüsant selbstkritischen Lied über die Eigenheiten der „Gsiberger“, die angeblich soo nicht geheißen werden wollen, war allen anzusehen. Der frenetische Applaus der Zuhörer war also „uufg’legt“ und erfreute die Herzen aller musikalischen Interpreten.
So richtig Gas gegeben wurde in wahrlich fetziger Blues-Manier durch den Gitarristen und Sänger aus Bregenz, Thomas Ruez, beim nächsten Song mit dem fast ein bisschen auto-biografischen Titel „Wied’r z’Breagaz“. Der BMC gab dabei den shuffle backup chorus mit bedeutungsvollem „Schubb du-bi dup du“ in nicht gerade anspruchslosen Akkord-Versetzungen. Etwas ruhiger, weil auch besinnlicher, gab sich Ruez in seinem Solotitel „Sometimes“, den er mit Band-Begleitung auf seiner Ultra-leicht-Gitarre intonierte. Das Publikum dankte es dem bekannten Bregenzer mit großem Applaus.
Mit den Interpreten der letzten fünf Titel kehrte man thematisch wieder zurück in den Bregenzerwald, zunächst mit Ulli Troy und seinem Lied „s’Reiseachtele“, das zum Mitsingen einlud, und „FKK ador Suborsa“, das unter dem hochbrisanten Motto
Schmelga, Buoba, Wible, Ma, niamed hot do Höttl a
das Festspielhaus gefühlt in heiße Schwingungen versetzte – auch, weil der Song im Stil der legendären Beach Boys gehalten ist und die „innerBallerinas“ der Tanzschule „DevelopDance“ dem o.e. Motto schwungvolles Leben einhauchten. Die textile Überraschung über die Köpfe der Chormänner hinweg, die sich teilweise in Hawaiianische Leiberln geworfen hatten, brachte schwungvolle Bewegung ins Bühnengeschehen.
Ein weiteres Highlight des Abends folgte mit Philipp Linggs Tophit „Vo Mello bis ge Schoppernou“, das ihm mit seinem HMBC weit über Österreichs Grenzen hinweg Berühmtheit verschafft und vor 11 Jahren den Amadeus Music Award eingebracht hatte. Im heute dargebotenen Arrangement mit Männerchor und der Rolf Aberer Band war diese Darbietung eine echte Premiere und verlieh dem Abend eine exklusive Note. Die Begeisterung im Publikum und besonders im Chor selbst war dementsprechend groß.
Nun war es höchste Zeit für jenes Lied, das dem CD- und Konzertprojekt 2023 des BMC seinen Titel verlieh: „O Hoamatle“, das in seiner ersten Strophe die Wortfolge „bi Bluest und Is“ aufweist. Begleitet von Luzia Richter an der Zither sang der Männerchor das Heimatlied, das auch als heimliche Vorarlberger Hymne gilt. In wohltönender 4-stimmiger Männerchormanier wurde diese dem Publikum vorgetragen und erntete viel Applaus, wie auch der zweite und abschließende Teil des „Wäldarbähle“ in Gemeinschaft mit dem Superar-Kinderchor. Zuvor jedoch richteten die Moderatoren Dankesworte an alle, die im Vorfeld sowie vor und hinter der Bühne zum Gelingen des Konzertes und der CD-Produktion beigetragen hatten.
Nach der musikalischen Einfahrt des Wäldarbähles in seine Endstation verabschiedete sich das Moderatoren-Duo im Namen der Veranstalter und aller Mitwirkenden vom Publikum, lud noch zum anschließenden Verweilen im Foyer ein und wies die Gäste auf die dortige Möglichkeit zum Erwerb der brandneuen CD des Bregenzer Männerchores hin.
Mit einer kurzen Zugabe (3. Strophe v. „Oho Vorarlberg“) verabschiedete sich der BMC selbst noch von seinen Konzertbesuchern, die unerwartet zahlreich ins Festspielhaus gekommen waren. Die Freude aller Beteiligten über das rundum erfolgreiche Konzert- und CD-Projekt war allseits spürbar und die begeisterten Rückmeldungen der Konzertbesucher im Foyer trugen das ihre dazu bei.
[GBz]
HIER sind auch alle Lieder einzeln abrufbar . . .